Walther von der Vogelweide

Walther von der Vogelweide wurde um 1170 geboren, sein Geburtsort ist umstritten. Er galt als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters.

Von Walther sind 500 Strophen überliefert. Er lernte nach eigenen Aussagen am Babenberger Hof in Wien das Dichten und das höfische Singen. Sein Ruhm fußt zum großen Teil auch auf seinen politischen Liedern, der sogenannten Spruchdichtung.

Das Gedicht „Unter den Linden“ ist eines seiner berühmtesten Werke. Es hat zum Thema die Liebe zwischen einem Ritter und einem einfachen Mädchen in der freien Natur und zeigt somit die Abkehr vom Ideal der „Hohen Minne“. „Unter den Linden“ gehört zu der Kategorie der „Mädchenlieder“ Walthers.

Es folgt der aus dem Mittelhochdeutschen übersetzte Text des Gedichtes.

„Unter der Linde an der Heide
wo unser beider Bett war
dort könnt ihr finden
beides, liebevoll gebrochen Blumen und Gras
vor dem Walde in einem Tal -
Tandaradei!
sang schön die Nachtigall.
Ich kam gegangen zu der Aue (Wiese),
wohin mein Liebster schon gekommen war.
Dort wurde ich empfangen, (als) stolze Geliebte (oder: verehrte Frau, oder: heilige Jungfrau),
(so) dass ich für immer glücklich sein werde.
Küsste er mich? Wohl tausendmal!
Tandaradei!
Seht, wie rot mir der Mund geworden ist.
Dort hatte er gemacht so prächtig (oder: verschwenderisch)
aus den Blumen ein Bettlager,
darüber wird noch sehr herzlich gelacht werden,
wenn jemand den selben Weg entlang kommt.
An den Rosen kann er wohl,
Tandaradei!
sehen, wo mein Haupte lag.“